Gedankensplitter

Kartengestaltung: Thyra Thorn; https://pixabay.com/de/noten-klavier-piano-tasten-279333/

Absurditäten

Ein alter Mann,
Neunzig Jahre mögen ihn belastet haben
Steht an der
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Und streckt jedem,
Der den Kirchenraum betritt,
Einen Hundert-Euro-Schein entgegen.
Aber niemand nimmt das Geld.
Das ist nicht meine Welt,
In der Geld keine Rolle spielt,
Dachte sich der Freigebige.
Als er sich umdrehte,
Sah er den Tod hinter sich.
Lachend steckte der das restliche Geld ein
Und vergnügte sich bei
Muttern Edeltraute.
Den alten Mann hat er vergessen.
Schauen Sie doch durch Ihr Fenster.
Ich bin sicher,
Dass der Alte gerade vorbeigeht.
Aber machen Sie sich keine Hoffnung!
Hundert-Euro-Scheine hat der keine mehr.
Und der Tod?
Der hat sich bei Muttern Edeltraut die Hörner abgestoßen
Und vergisst keinen mehr.
Dreh dich nur um!

„Ich liebe sich so sehr,
Wie eine Biene die Blüten“, flüsterte ein Jüngling.
„Ich fange Bienen immer in einem leeren Marmeladeglas“,
Konterte das Mädchen.
„Dann kann ich dich aber nicht stechen!“, gab er zu bedenken.
„Aber dafür kommst du mir nicht aus“, lachte die Jungfrau.
Nach der Hochzeit starrte die Frau auf die Biene im Glas und hoffte,
Jemand würde sie befreien.
Sie selbst wollte ihre Drohung nicht zurücknehmen.
Eines Abends kam ihr Onkel zu Besuch,
Und erkannte das Dilemma.
Er nahm den Deckel ab
Und verschwand mit dem Befreiten,
Um mit ihm Blüte und Biene zu spielen.

Endlösung

Nichts denken!
Nichts fühlen!
Nichts tun!
Das Glück

Was tun?

Nichts sagen!
Nichts sehen!
Nichts hören!
Aber:
Denken

Angekommen

Ein Mensch ging durch eine unbekannte Stadt.
Er fragte einen Spaziergänger: Wo bin ich?
Der wollte wissen: Wohin willst du?
Ohne Antwort zu geben ging der Mensch in beschleunigtem Tempo weiter.
Er traf eine Frau und fragte sie: Wo bin ich?
Sie wollte wissen: Wohin willst du?
Ohne Antwort zu geben rannte der Mensch weiter.
Und traf auf ein Kind.
Er fragte es: Wo bin ich?
Es holte eine Handgranate hervor und zog die Reißschnur ab …


Begegnung

Flüchtlingen
auf dem Weg nach Deutschland
begegnete
ein Zug mit Waffen aus Deutschland
für ihre Heimatländer.
Sollten beide nicht besser zu Hause bleiben?

Requiem

Das Land A verkündete,
es wolle Frieden,
und verkaufte Waffen.

Das Land B verkündete,
es wolle Frieden,
und kaufte Waffen.

Das Land C studierte
ein Requiem ein.

Geschichte

Ein Schiff mit Waffen für den Nahen Osten
Rettete über tausend gekenterte Flüchtlinge.
So überladen
sank es.
Warum nur haben sie nicht die Waffen ins Wasser geworfen?

Auch so ein Satz der Lebenslüge: „Ich entschuldige mich.“ Das glaubt man gern, denn den Geschädigten zu fragen oder bitten: „Ich bitte Sie um Verzeihung/Entschudigung,“, fällt schon schwrer. Außerdem ist es eine Floskel, bei der sich der „Täter denkt: „Irgendwann hat er es einfach vergessen“. während das Opfer denkt „So einfach kommst du mir nicht davon“.

 

In der Anthropologie bereiten sich die Forscher auf eine Feldbeobachtung durch Dezentrierung vor. Dies bedeutet, dass der Forscher seine (Vor)Urteile kennt und außer Acht lässt. Er versucht, unvoreingenommen und kalt zu beobaachten. Von diesem Beobachterstand aus notiert er die Wirklichkeit. Aber er kann auch teilnehmen und das Geschehene und Erlebte verstehen.
Mit der Dezentrierung leistet man die Arbeit eines Psychotherapeuten. Denn unsere Kultur ist auf Hperzentrierung eigestellt: höher, schneller, weiter! Man muss doch ein Ziel haben! Ach ja, manche nehmen sich dann die Dezentrierung als Ziel und verfahren sich dann endgültig. Wenn Menschen über sich nachdenken, geht es schief, weil sie sich ernst nehmen. Man müsste schreiben, schön wäre es, wenn die Menschen a bisserl über sich nachdächten, aber damit holt man keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Menschen brauchen Pathos und landen im Dreck, O, je!

 

Manche Sätze, die so häufig zu hören sind, entpuppen sich als Lebenslügen. „Es geht (mir) doch nur um die Sache.“ Das sagt ein Subjekt, dem es natürlich nur um das Subjekt gehen kann, denn es kann ja aus seiner  Haut nicht heraus, wenigstens nicht als natürliches Wesen. Und es ist stolz,  jeden Subjektivismus und Egoismus hintanzustellen, um sein beinahe relgiöes Opfer seiner Subjektivität auf dem Altar der Sache zu opfern. Dies dient natürlich  der subjektiven Bereicherung. Das Gefühl, selbstlos zu handeln, bläht das Moralego auf.. Das ist ein Gutmensch, der sich für eine Sache opfert, dafür letzten Endes sein Wohlgefühl bereichert.  Da die Sache aber in der Regel ein hohes und ideales Gut ist, nicht etwa schnöder Mammon,  so produziert schon die Vorstellung höchste Wohlgefühle des Ichs. „Ich lebe für den Weltfrieden!“Das Subjekt bildet sich im günstigsten Fall ein,  es überwinde subjektive Befindlichkeiten, um dem, was Menschen wichtig ist, Sachen, zu nützen. Im ungünstigsten Fall (ungünstig für wen?) schmiert es andere zynisch mit diesem Lippenbekenntnis an und aus.
Was ist dieses bekennende Subjekt? Ein Scheinmoralist und/oder ein Lügner!? Was ist die Sache? Meistens wird dieser Satz verwendet, wenn es ganz offensichtlich wird, dass es gerade nicht um die Sache, sondern um subjektive Befindlichkeiten geht. Er wird also als Beschwörungsformel im kupitiven Optativ verwendet in dem Sinn „O, möge das so sein/werden!“
Damit verweigert man den betroffenen Subjekten die Lösung ihrer Probleme, denn es ist den Zuhörern „pein-lich“, deren verbale Unterwäsche zu betrachten.  Wer denkt da nicht als Zuhörer bei Rosenkriegen an die an sich langweiligen Schuldzuweisungen? Die Lebenslüge dieses Satzes rettet die Nicht-Betroffenen vor einer Flut von  Gefühlsäußerungen eines Subjekts. Insofern geht es in diesem Satz durchaus um das Subjekt, das gefälligst nicht stören soll, vor allem die Seelenruhe von anderen. Hier bedeutet also der Satz „Es geht doch um die Sache“, dass widerborstige Teilnehmer sich der eingebildeten Sachlichkeit unterwerfen soll.
Dem Menschen geht es primär um sich.

 

Ich möchte so gerne einen Roman schreiben.
Wann haben Sie den letzten Brief an Ihre Mutter, Frau, an Ihren Mann, Freund geschrieben?

Ratgeber zum Erhalt der eigenen Persönlichkeit
Gegen jede Wandlung und Änderung müssen Sie immun sein. Folgendes Programm hilft Ihnen dabei.

1. Krempeln Sie Ihr ganzes Leben total noch heute um.
2. Stecken Sie Ihre idealen Ziele so hoch wie irgend möglich.
3. Beschwören sie den totalen Zusammenbruch, wenn Ihnen die Wandlung nicht gelingt.
4. Verlangen Sie von Ihren Lieben, die gleichen Wandlungen mitzumachen.
5 Die ganze Welt soll von Ihren Wandlungen erfahren.
Sie werden sehen, dass sie sich in dem halben Jahr selbst völlig treu geblieben sind.

Immer wieder begrüßt man freudig ein neues Wort auf der Wiese für die Wörterrinder, „postfaktisch“ zum Beispiel oder „Alleinstellungsmerkmal“. Letzteres – Englisch noch schöner „unique selling point“ – stellt sich der vermassenden Globalisierung tapfer entgegen und plädiert für Einsamkeit (allein, endlich allein, Lohengrin). Wer möchte nicht „unique“ sein, einzigartig. Das ist beim Kunst-und-Krempel-Effekt so: Da hat man ein Stück vom Opa zu Hause, achtet, ja liebt es, und übersetzt die gefühlte Liebe in Euro um, also in viele Tausende. Und dann stellt es sich heraus, dass die Einzigartigkeit des guten Stücks nur dadurch entstanden ist, dass weder die Nachbarn noch die Verwandten so eines besitzen. Der soziale Differenzierungsgewinn wurde eingestrichen, ohne den Geldwert zu kennen. Was kostet Einzigartigkeit? Die globalisiserte und unifizierte Konsumgüterwelt will jedem Menschen das ganz persönliche Objekt andrehen, denn nur er sei der Firma wichtig. Was also kauft man als Käufer: Man kauft die eigene Einzigartigkeit, obwohl man den gleichen Mercedes fährt wie ein Amerikaner oder Chinese. Das Bewusstsein „du bist wichtig“ hat seinen Preis. Und es verfliegt schnell wie Alkohol; deswegen immer wieder mal ein Alleinstellungsmerkmal kaufen. Schon für Gott war jede Seele wichtig. Man kehrt die Probleme unter den Tisch, wo sie dann in Ruhe wachsen und gedeihen können. Die Hoffnung, es regle sich alles von selber, wird zwar häufig bedient, vielleicht weil das Subjekt eine andere Möglichkeit der Gefühlsberuhigung gefunden hat. Problemverschiebung könnte man es nennen.

Vor Jahren las ich in einer amerikanischen Provinzzeitung die Meldung, dass ein Mann auf dem Polizeirevier erschienen sei mit der dringenden Bitte, ihn zu verhaften. Er sei gerade dabei, wegen einer Erbstreitigkeit seinen Bruder umzubringen. Um das zu verhindern, möge man ihn zwanzig Tage einsperren, dann sei vielleicht die kritische Phase vorbei. Der Haftrichter weigerte sich, das zu tun, weil er ja nur begangene Straftaten bestrafen würde, nicht aber noch nicht geschehene: Wo käme man da hin?
„Ich soll also nach Hause gehen und meinen Bruder umbringen, wollen Sie das, Herr Richter?“
„Natürlich nicht, aber beruhigen Sie sich und gehen Sie zu einem Psychiater. Warum wollen Sie Ihren Bruder eigentlich umbringen?“, fragte der Richter, neugierig geworden.
„Weil ich ihm zutraue, mich wegen des Streits umzubringen.“
„Hat er sie bedroht?“
„Nein, das traute er sich nicht.“
„Ja, wie kommen Sie dann darauf, dass Ihr Bruder sie töten würde?“
„Ich weiß es einfach. Wir kennen uns zu gut. Wir sind eineiige Zwillinge. Sperren Sie mich ein, Herr Richter.“
Erneut packte Panik den Mann. Der Richter blieb bei seiner Weigerung.
Zwei Monate danach wurde dem selben Richter von der Polizei ein Mann wegen Mordes an seinem Bruder vorgeführt. Es stellte sich heraus, dass dies der Zwillingsbruder des Mannes war, der vor zwei Monaten vergeblich Hilfe von dem Richter erhofft hatte. Er habe seinen Bruder getötet, gestand der mordende Bruder, damit er von diesem nicht umgebracht werden würde. Ganz erleichtert sei er jetzt nach dem Tod seines Bruders, denn die vielen Jahre im Gefängnis seien geradezu eine Erholung verglichen mit der täglichen Erwartung, ermordet zu werden.
Gilt das für Kriege auch?

„Dankbarkeit lässt uns alle Leiden besser ertragen.“ Das predigte der Pfarrer S. P. von der Kanzel der J. in S. Gott habe alles so gut eingerichtet, dass der Mensch auch und vor allem durch Leid Gewinn schöpft und seelisch reift, weil er Gott näher kommt. So kann man diesem Pfarrer mit gutem Gewissen viel Leid wünschen, für das er Gott dankbar sein darf. Unsereiner ist lieber nicht dankbar und verzichtet auf die Weisheit durch Leiden. Märtyrertum ist uns fremd.

Das Märchen „Sterntaler“, voller tiefseelischen Deutschmüts, mag Rührung in die Kehlen schicken und Tränen herausnässen lassen, ist aber eigentlich doch eine schamlose Aufforderung zur Dummheit. Ein Mädchen, vielleicht aus Aleppo, steht allein auf der Welt, wandert gen Berlin und begegnet Menschen, denen es aus Mitleid seinen letzten Besitz gibt. Die soll nun in der Wüste oder wo auch immer stehen und von einem Talerregen überschüttet werden? Vielleicht wirft ihn ja Erdogan oder amerikanische Drohnen, sind wohl eher russische Flugzeuge. Die Vorbildhaftigkeit dieses Mädchens ist eine Verführung zur Dummheit, die einem das letzte Hemd für die Kasse von irgendwem  ausziehen lässt.
Übrigens: Wer phantasiert sich ein nacktes Mädchen in einen dunklen Wald? Der Retter des Mädchens der Herr der Sterntaler, wie mögen sie aussehen, wem sehen sie gleich.?

Es war in einer Zeitung zu lesen, in Indien sei Hitler immer noch sehr verehrt. Das erinnert mich an eine Schulrektorin aus diesem Land, die mir erklärte, dass Hitler zum Untergang der brtitischen Weltreichs und damit zu Befreiung Indiens beigetragen habe, was sie sehr schätze.

Ein König hatte alle anderen Könige besiegt und triumphierte  über die ganze Welt .
Da zog es hin zu seinem alten Lehrer, dem er alle Erfolge zu verdanken hatte, wie er meinte, denn er hatte ihn ermutigt, sich nicht immer von den Klassenkameraden hänseln zu lassen, sondern sich durchzusetzen.
Der alte Lehrer hörte sich die Erfolgsgeschichte seines Schülers an, nahm zehn Millionen Dollar als Geschenk gerne an und begann zu weinen.
Warum weinst du, alter Lehrer, Milliardär bin ich geworden und König. Alle fürchten mich, posaunte der Schüler heraus.
Besser wäre es, du würdest alle fürchten.
Ich fürchte euch, alter Lehrer.
Auch das ist falsch.
Aber ihr habt mich das gelehrt.
Ich habe dich gelehrt, das man Nomina groß schreibt. Und wie man Prozente ausrechnet.
Ihr habt mich gelehrt, dass eins und eins zwei ist. Und wie man sich  bei einer Bewerbung  zum Glänzen bringt
Leider, meine Junge. Aber ich habe euch nicht beigebracht, was viel wichtiger gewesen wäre.
Was ist das, rede, alter Mann.
Schweigend saß der Lehrer da.
Der König ging  zum Lehrer hin und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Unter dem Druck der Hand sackte der Leiche zu Boden.

Gott sah, dass es gut war.
Karl Kraus schaute gen Himmel.
Gott sagte: eine reife Leistung
Karl Kraus sagte: pfui Teufel.

Schreiben gleicht den Leiden des Sisyphos und des Tantalos zugleich. Hat man einen Text niedergeschrieben, beginnt man mit den Korrekturen von vorne. Da ein Text nie fertig wird, bricht man die Arbeit an ihm einfach ab, um einen neuen Text anzufangen, der ebenfalls nie fertig wird. Und wie Tantalos sich anstrengt, süße Feigen zu erhaschen oder Wasser zu schlürfen, so weicht vor der Wörterflut die Wirklichkeit zurück und lacht den Autor aus, weil er wieder nichts bekommen hat. Sollte dieser Verrückte nicht lieber in seinen Garten gehen und Rosen züchten? Aber warum lacht dann der Garten über ihn?

Wie macht man Menschen blöd (= bunt, laut und dumm)?
Man nehme ein Wort, das allen Menschen wichtig ist, z. B. Vaterland, Gerechtigkeit, Arbeit, unterziehe es einem Sakrifizierungsprozess durch die Inszenierung des Wortes (laut hinausposaunend oder ergriffen mit Tremolo flüsternd,  mit großen Lettern und edlem Schriftzug, alles oft wiederholend) um dann, wenn dieses Heilswort in die Hirne eingesickert ist, es von dort abzurufen, wann immer man es braucht, wenn nur der Impuls gegeben wird und der Speichel wie beim Pawlowschen Hund fließt und dann haben wir einen Brexit, einen Krieg oder das Überraschungsei (Metz/Seeßlen: Blödmaschinen).
Frage: Ist Schule eine Blödmaschine?

„Bei Ihnen weiß man nicht, woran man ist.“ Dieser Satz, oft verwendet, ist eine Aussage, die eigentlich dem Partner Schuld dafür gibt, dass er ein Verhalten an den Tag legt, das dem Sprecher Probleme gibt. Jeder möchte das Verhalten des Gegenübers einschätzen können. Aber dies ist eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt. Der andere ist eben anders, verstehen können wir ihn nicht.  Insofern ist obige Aussage eine Aussage über die eigene Unsicherheit, aber wer gibt das schon gerne zu. Schuld sind immer die anderen.

Sprichwörter, die meisten jedenfalls, sind so konstruiert, dass sie sich bei näherem Hinsehen als inhaltlos entpuppen.
„Jeder ist seines Glückes Schmied.“
Na schön, also schaffe, schaffe, Häusle baue, dann richtet es sich schon. Hier scheint die Vorstellung vorhanden zu sein, der Mensch lebe allein auf der Welt. Dass andere am Glück mitschmieden, wird unterdrückt. Warum? Dahinter steckt der arbeitsreligiöse Wunsch, Arbeit möge doch glücklich und frei machen. Selbstausbeutung wird belohnt, sagt der Spruch, und die Wirklichkeit lacht sich tot über diesen Unfug.
„Jeder ist seines Unglückes Schmied.“
Diese Spruch ist allein deshalb ein guter, weil er die Leere des ersten Spruches deutlich macht. Sprüche und Gegensprüche zeigen die Ratlosigkeit der Ratgeber, also der Priester, ob Unternehmensberater, Psychotherapeuten oder Esoteriker.Guter Rat ist teuer, man kann sich das Geld sogar sparen.
Es gibt Menschen, die dringend Unglück brauchen, um glücklich leben zu können, und Zufriedenheit darüber empfinden, dass sie andere unglücklich machen, was ihnen das Gefühl vermittelt,  nicht allein in der Scheiße zu stecken, sondern mit anderen, was tröstet, und die sich, um sich nicht dauernd sagen zu müssen, „Ich bin ein Versager!“,  dann aufraffen, sich für andere Loser zu engagieren, um die Welt zu retten, dabei Enttäuschungen erleben, die sie in ihrer Grundstimmung, dass das Leben zwar schön sein könne, was aber für sie nicht gelte, bestätigten. Dabei verschlüsseln diese Menschen doch nur den einen Wunsch: Habt mich lieb! Denen könnte geholfen werden, wenn nicht …

„Es geht um die Sache.“ Deshalb möge jeder seine persönlichen Interessen zurückstellen. Das ist, als verlange man von einem Löwen, das Zebra laufen zu lassen, damit das Gleichgewicht der Natur nicht gefährdet sei.

Man muss den Verkündern solcher Weisheiten skeptisch gegenüberstehen, denn sie
schwemmen einen mit einem Gefühlsstrom mit. Gibt es perfekte Menschentiere? Es geht jedem Menschen primär um sich. Wie soll auch ein Körper so seine Existenz verleugnen, dass er sich einer auf eine Sache konzentriert und zur Sache wird? Seine Bedürfnisbefriedigung ist am wichtigsten. Es geht immer um Menschen, nicht um Sachen! Natürlich ist es bequemer, mit Sachen umzugehen. Das Pflanzen von Stauden im Garten ist anstrengend. Stauden protestieren nicht, leisten keinen Widerstand, verlangen keine Erklärungen. Dies hingegen tun Kinder, Mitarbeiter, Wähler. Sie sollen gefälligst sachlich sein, obwohl es die persönlich trifft.
Und dennoch: Wenn Sachlichkeit als rationale Beherrschung  erregter Persönlichkeit bedeutet, leistet sie Vorzügliches. Nur, wiederum, verlangt jemand nach Sachlichkeit, will er sich mit der Menschlichkeit einer Person nicht auseinandersetzen und die geht verloren. Ach ja, es ist eben ein Teufelskreis, in dem man, was immer man wählt, falsch entscheidet. Ist das jetzt sachlich oder persönlich?

Alle basteln daran, einen neuen Weltkrieg zu gebären, aber keiner will ihn; jeder rettet den Frieden durch mehr Waffen und wundert sich, wenn Leute erschossen werden, jeder will Frieden und giert nach einem Ausnahmezustand. Ich rufe den Ausnahmezustand aus, und schwupps habe ich jede Freiheit (zu morden und zu stehlen,.

Louis Auguste Blanqui stellt fest, dass sich Henker in die Maske der Schlachtopfer verstecken (Ausstellungskatalog: Georg Büchner, Revolitionär mit Feder und Skalpell, Darmstadt 2012, S. 185 ). Gerne „opfern“ sich Machtgierige für das „Volk“ auf, sagen sie, um so legitimert auch vom Volk Opfer verlangen zu können, die ihrem Lustgewinn dienen. Solche Märtyrer der Arbeit schlendern durch die Flure von Ministerien und seufzen und jammern, sie hätten so viel Arbeit. Dabei stellt sich oft heraus, dass die Arbeitsorganisation mangelhaft ist, sodass sie doppelte Arbeitszeit brauchen. Die „Straße der Besten“ sind Vorzeigeopfer auf dem Altar einer hysterischen  Arbeitsgesellschaft. Mein Leben für Big Mac.

Man lache in allen Sprachen gleich, verkünden  Redner seit der Flüchtlingskrise  wenn man das damit bezeichnete Ereignis so nennen will und nicht EU-Krise, Grenzkrise, Kulturkrise oder Humanitätskrise. Da Lachen kaum angeboren ist – Tiere lachen nicht -, ist es ein Kulturprodukt, das in einer kulturellen Umgebung erworben wurde. Insofern kann es nicht gleich sein. Ob die Lautung des Lachens gleich ist, kann angesichts der Klänge unterschiedlicher Sprachen bezweifelt werden.  Sicherlich, der ruckartige Luftausstoß ist überall ähnlich. Ohne Luft kein Lachen. So beinhaltet der oben zitierte Satz wohl eher einen Wunsch, die Differenzen zwischen den Menschen zu minimieren als eine Wirklichkeitsaussage zu tätigen.Und so kann man ihn auch verkünden, denn vielleicht hilft es, wenn die Menschen an seinen Inhalt glauben und ihn als Wirklichkeitsaussage nehmen.

 

Manche Leute sagen keck: Mich interessiert nur das, was hinten rauskommt. Lustig finden sie wahrscheinlich die Doppeldeutigkeit  von Rechenergebnis und Kot (vulgo Scheißdreck). Hat man ob des Humors abgelacht, überfallen einen die Zweifel, ob nicht auch wichtig ist, was vorne rauskommt, oben rauskommt, an den Seiten rauskommt.
Nein, so denke ich mir, dass diese Leute denken, das würde zu kompliziert werden. Ich liebe die Einfachheit, sagen sie sich, denn die Einfachheit ist gut, wahr und schön. Nähmen die  Kollateralschäden überhand, kann ich immer noch in Schönheit sterben. Denn, der Tod kommt immer hinten raus.

Das Gesamtkunstwerk: Schon die Jenaer Romantiker schwärmten von der Einheitlichkeit von Natur und Kultur, von Geist und Weltgeist, vom Gesamtkunstwerk. Richard Wagner baute es in Bayreuth, pasifalisierte die Welt. Ob Bismarck von einem Gesamtkunstwerk in der Politik träumte, was weiß man. Sicherlich strebte der Wagner-Anhänger A. H. nach dem Gesamtkunstwerk Ich= Welt. Die Bestrebungen, Ganheitlichkeit zu entdecken und herzustellen, nehmen in unserer Zeit zu. Natürlich ist das Internet ein Gesamtkunstwerk, das KaDeWe ebenfalls. Das ist das Schreckliche an Gesamtkunstweren. Sie wissen alles, umfassen alles, lassen dich nicht aus den Klauen.
Gesamtkunstwerk? Wir gehen schrecklichen Zeiten entgegen, denn das Gesamtkunstwerk maginailisert sich. Zusammengeklebtes löst sich. Das Tosen der Zerstörung eines Gesamtkunstwerks kannst du leicht schon hören.

Integration ist ein Zauberwort, mit dem das „Geährliche“, weil „Fremde“, weggewünscht wird, weil die Asylanten mundgerecht gemacht, eingedeutscht, wurden. Wie sehr sich die aufnehmende Gesellshaft dabei verändert, wird nicht bedacht. Wie „französisch“ haben die Hugenotten Berlin gemacht? So übersieht man den Gewinn durch den Integrationsprozess.

Lao Tse meint, die Wahrheit komme mit wenigen Worten aus. Natürlich verstrickt man sich mit vielen Wörten in einem Dickicht von Beziehungen der Wörter untereinander, das schnell unüberschaubar wird und dessen Aus-maß man nicht abschätzen kann, aber die Geschehnisse auf dieser Welt sind so verwickelt, dass Wahrheit, in Sprache gefasst, dort nicht ans Licht kommt, sondern im Dunkel des Knäuels von Verstrickungen versteckt bleibt.
Mit wenigen Worten ist vielleicht die Aussage klar; aber die Wahrheit hat damit wenig zu tun, denn man verrät die 50.000 Bedingungen, die eine Wahrheit konstituieren, um eine Bedingung, willkürlich gewählt, als die ganze Wahrheit zu feiern.. Meint man nun, mit möglichst vielen Wörtern immer näher an die Wahrheit zu kommen, täuscht man sich auch hier, denn die Auswahl an Wörtern ist so groß, dass man garantiert die falschen wählt und immer nur ein Zerrbild hervorzaubert. Was bleibt uns übrig? Man kokettiere einfach nicht mit dem Wort Wahrheit.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass die russische Waffenfirma Kalaschnikow die Mode durch militärisches Design bereichert. Den Krieg denken, heißt ihn beginnen. So soll in russischen Medien von einem begrenzten Atomkrieg gesprochen worden sein. Dass Amerikaner Kalaschnikows kaufen, erhöht das Interesse der Firma am Krieg, denn beide Seiten (und wer noch?) verbrauchen die Waffen dieser Firma und bestellen Neuware bei ihr. Wer bekommt das Geld aus diesem Kriegsgewinn?

„Die Religion erweckt möglicherweise die Liebe zu Gott,
doch nichts führt  stärker dazu als sie,
die Menschen zu verachten und die Menscheit zu hassen.“
Boualem Sansal, 2084. Das Ende der Welt

„Dinge auf dieser Welt sind entweder lächerlich oder traurig“, sagte ein Schauspieler. „Sind sie beides nicht, findest du sie im Eis von Dantes Hölle.“

Mister X, ein Mann von siebenundvierzig Jahren, stattete seine Villa so aus, dass mindestens eine Kamera ihn immer im Blick hatte. Diese Bilder erschienen im Heiligtum – so ließ er über der Tür zum Kontrollraum in goldenen Buchstaben die Bezeichnung des Zimmers anbringen –  auf den Monitoren und wurden gespeichert. Herr X betrachtete am Abend drei Stunden lang die Aufzeichungen des Tages ud löschte sie.
Auch im Heiligtum folgte eine Kamera seinen Tätigkeiten. Diesen Film schaute er nachts zwischen zwei und drei Uhr an.
So lebte er viele Jahre und fühlte sich dabei glücklich. Dann brach eines Tages eine drogensüchtige Siebzehnjährige bei ihm ein und er erwischte sie …
Jetzt soll sich das ZDF bei mir melden, um das Filmdrehbuch abzuholen.

Meine Heimat ist der „Rosenkavalier“, der „Ulysses“ und „Composition Red Yellow And Blue“ . Sie liegt im Nirgendwo und ist immer bei mir. So habe ich stets eine Heimat, obwohl ich heimatlos bin.

„‚Harrison und his ilk believe that the Displacade Person is a human being, which he is not, and this applies particularly to the Jews who are lower than animals‘ Patton wrote in his diary …“ Jawohl, der berühmte General Patton schrieb das. (Eric Lichtblau: The Nazis next door. How America became a safe haven for Hitler’s Men, Boston/New York, S  5 )

Vor allem Künstler von 1915 bis 1924 haben Menschen mit gesichtslosen Köpfen dargestellt.Ist das eine Folge des Krieges oder ist der Krieg die Folge einer gesichtslosen Generation

 

Italienischen Finanzbeamten erschien die Umsatzsteigerung der Fotografen im September 1917 unerklärlich, bis einer von ihnen auf die Idee kam, dass all die Soldaten, die zur Schlacht bei Caporetto rekrutiert wurden, sich mit ihrer Liebsten haben fotografieren lassen. Eine weise Voraussicht, denn vierzigtausend wurden in der Zeit vom 24. Oktober bis zum 2. Dezember 1917 getötet oder verwundet.

„Entweder wir exportieren Waren, oder wir exportieren Menschen.“ Leo von Caprivi (1832-1899)  „Wir exportieren Waffen und importieren Menschen.“ Wer hat das gesagt?

Der Chef in einer Textilfabrik in Afrika stellte eine neue Sekretärin an, schlank, jung, ganz nach seinem Geschmack. Seine Bedingung war: “Sie müssen für mich jederzeit verfügbar sein.” Dafür bekomme sie jeden Tag zehn Dollar, ein weit überdurchschnittliches Salär in diesem Land.  Am ersten Tag diktierte er ihr Briefe. Am Abend schickte sie das ganze Geld per Post ihrer Familie. Am zweiten Tag räumte sie sein Büro auf. Sie schickte ihrer Familie am Abend das Geld. Am dritten Tag machte sie ihm das Essen,. Abends stand ihr jüngster Bruder vor der Tür und holte das Geld ab. Am vierten Tag bügelte sie seine Unterhosen, während der Vater schon auf das Geld wartete. Am fünften Tag lag sie mit dem Chef im Bett.Da klingelte die Mutter, um das Geld abzuholen.  Das Mädchen ging in die Küche, holte das Küchenmesser und stieß es dem Chef und der  Mutter in den Magen.

Ein Kultusminister forderte seine Untergebenen, sich als Querdenker zu betätigen. „Wir brauchen mehr neue Ideen“, verkündete er.
Revolutionär erwiesen sich die Einfälle der Ministerialen: Man sollte die die Arbeitszeit um eine Stunde erhöhen.
Der Minister applaudierte.
Man könnte durch den Übergang vom vierlagigen zum zweilagigen Toilettenpapier Geld sparen.
Der Minister applaudierte.
Die Popularität des Ministers könnte man erhöhen, wenn man Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ als Grundsatzpapier nehmen würde.
Zornig verwies der Minister den Querdenker des Ministeriums.
„Aber, Herr Minister, wir sollten doch die Rolle von Querdenkern einnehmen“, gab der Älteste der Runde zu bedenken.
„Nur soll man mir damit nicht in die Quere kommen“, antwortete der Minister, der viele viele Jahre Minister blieb.
Alles, von dem man sagt, es geschehe in der Hölle, trägt sich in Wirklichkeit schon auf Erden zu (Lukrez). Gilt das für den Himmel auch? Ein Pfarrer sagte in der Wieskirche: „Das hier ist der Himmel.“ Höllenqual und Himmelsglück findest du auf Erden. Was für eine Befriedigung. Uns sind die ewige Verdammnis und das ewige Glück abhanden gekommen.
Wann beginnt eine Krankheit? Wann beginnt ein Krieg? Sicher nicht zum Zeitpunkt der Diagnose oder der Kriegserklärung. Man weiß es nicht.

Es gab den ersten Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), es gab den zweiten Dreißigjährigen Krieg 1914-1944/5: Hat der dritte Dreißigjährige Krieg 2015 begonnen und endet er 2045? Oder wird es ein hundertjähriger Krieg? Oder ein permanenter Krieg (Scahill)?

Jeder hat eine besondere Begabung. Würde er sie erkennen und pflegen, könnte er sie weit entwickeln. Da wir aber den Naturgaben Gewalt antun und sie in der Schule beschneiden, bleiben wir überall Mittelmaß (Gracian).

Der Autor des Buches: „Setze dir ein Ziel – du wirst es erreichen!“ begab sich nach einer Lesereise freiwillig in die geschlossene Abteilung eines Bezirkskrankenhauses. Nie mehr hat er ein Buch geschrieben.

Was ist heute das Gute, Schöne und Wahre? Das Hysterische, der Ausnahmezustand, die Erregung?

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert