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Ein Sozialpsychologe führt lebensgeschichtliche Untersuchungen in Altersheimen durch. Dort trifft er auf Hitlers Sohn. Dieser erzählt, dass WOLF, eine rechtsradikle Geheimgesellschaft, aus seinem Genen Hitler wiederherstellen möchte. Für diesen Zweck habe man ihn verwöhnt und gefangen gehalten, trotz seiner Widerstände. Der Weg von Wolf habe von der Flüchtlingsexistenz als Nazi-Kriegsverbrecher bis zum „global player“ in Sachen Krieg und Unterdrückung geführt. Die Erzählung immer wieder von den Führern von WOLF unterbrochen, die von ihm belastendes Material bekommen wollen, das dieser gesammelt hat. Der Sohn Hitlers stirbt. Der Sozialpsychologe gerät in Verdacht, ihn ermordet zu haben, und wird bis zu einer Hütte im Dunkelwald verfolgt. Dort stellt ihn die Geheimorganisation und bereitet die Bestrafung vor.

Wolf Hamm: Wolfswelten. Hitlers Sohn und ich, AAVAA Verlag, Hohen-Neuendorf 2016,
199 Seiten, ISBN 978-3845919928, 11,95 €
ders. Großdruck, ISBN 978-3-8459-1993-5, 287 Seiten, 11,95 €
Sonderdruck Mini-Buch ohne ISBN, 287 Seiten, 7,95 €
eBook ePub, Mobi: ISBN 978-3-8459-1994-2, 158 Seiten, 6,99 €
eBook PDF: ISBN 978-3-8459-1995-9 ,386 Seiten, 6,99 €


Leseprobe:

Wassertreter

Bild von Hans Eckl

Sie werden mich zu Tode foltern! Ich habe einen von ihnen umgebracht.
Ich höre sie heranschleichen. Das Knacken von Zweigen lässt mich zusammenzucken. Jeden Moment können sie die Tür einschlagen. Dann Gnade mir Gott!

Der Sohn Hitlers hat mir erzählt, sie hätten damals, in der Colonia Fidelidad, Käfige in einen Gebirgsbach gestellt, derart eng, dass ein Mensch darin nur gebückt stehen  konnte. Liegen oder Sitzen habe der Zwinger verhindert. Auf spitzen Steinen im eisigen Wasser hätten die Verurteilten in diesen Behältern „Ballett getanzt“, um den Schmerzen, die die spitzen Bachkiesel und die beißende Kälte des Wassers verursachten, zu entgehen. Abwechselnd hätten sie ein Bein aus der Kälte herausgehoben, mit dem Erfolg, dass sich die Steine tiefer in die Sohlen des anderen gebohrt hätten. Deshalb war ihr Spitzname „Wassertreter“.

Gefoltert hätten sie, wer immer sie gestört habe, meistens politische Gegner oder Verräter. Während das Wasser, kalt, wie es aus dem Gebirge kam, Füße und Unterschenkel des Opfers umsprudelte und die Steine und das Gitter die Opfer quälten, hätte ein Arzt den Prozess begleitet, bis die Gefolterten, völlig nackt, von Kot und Urin besudelt, ausgeschrien, ausgehungert, ausgezehrt tot zusammenbrachen. Die genaue Dokumentation ihres Sterbens floss in die umfangreiche Forschungsarbeit des „Forschungsamtes zur experimentellen Verifikation von Durchhalteprozessen“ (FEVD) ein. Dieses Institut von WOLF, der „Wohltätigkeits-Organisation langjähriger Freunde“, wie sich die verkappten Nazis nannten, entwickelte systematisch Verhör- und Foltermethoden, die mit geringer Anstrengung schnellen Erfolg verhießen.

Ja, ich habe begonnen, den Auftrag von Hitlers Sohn, den er mir in seiner Todesstunde gegeben hat, zu erfüllen: „Schreib auf, was ich dir erzählt habe. …